Von 1967 - 1973 strahlte der NDR Samstagabends die unter der Regie von Jürgen Rolad entstandenen Folgen von "Dem Täter auf der Spur" aus. Moderiert von Jürgen Roland selbst waren diese Krimis als Minispielshow für ein Studiopublikum, Fernsehpublikum und drei Prominente konzipiert. Zu Beginn gab Roland einen kleinen Hinweis, worauf man besonders achten könnte und kurz vor der Auflösung wurde der Film angehalten, damit die Prominenten einen Tipp abgeben und Roland noch einmal alle Verdächtigen zusammenfassen konnte.
Die Krimis waren komplett mit deutschen Schauspielern und vorwiegend im Studio Hamburg entstanden, aber trotzdem in Paris angesiedelt, was oft sehr absurde Effekte erzeugte.
"Der Tod in der Maske" handelt vom Pariser Galeristen Roland, der durch eine Sabotage bei der vorzeitigen Angefertigung seiner Totenmaske erstickt. Verdächtig sind die Künstler um ihn herum und die Opfer seiner Vergangenheit: Roland war maßgeblich an der Vermarktung eines Schlafmittels mit tödlichen Nebenwirkungen beteiligt, weshalb er Drohbriefe bekam. Jürgen Rolands Tipp, besonders auf optische Hinweise zu achten, erweist sich letzlich als Schlüssel zum Fall. Doch der optische Hinweis kommt mit dem Holzhammer daher und wird so offensichtlich inszeniert, dass es für heutige Krimizuschauer schon wieder unmöglich erscheint. Indizien und Motiv sprechen so auffällig gegen den Täter, dass jeder heutige Krimifan ihn als Verdächtigen ausgeschlossen und auf die Überraschung gewartet hätte. Die Ermittler Bernard und Janot erscheinen geradezu dumm, weil sie diese offensichtlichsten Hinweise übersehen und so die Geschichte eigentlich unnötig verlängern. Solch offensichtliche Hinweise dürfen Krimi-Ermittler (zumindest in Zeiten der Konkurrenz vom CSI) nicht übersehen.
Zum Einsatz kommt das Stilmittel der dramatischen Ironie (vgl. Manfred Pfister 1988: Das Drama. München 1988, S. 87): erstens, dass Roland tatsächlich bei der Herstellung seiner Totenmaske (angeblich im Paris der 70er in Mode) stirbt und zweitens, dass Alain statt Odette die verkleidete Katherine, seine Geliebte, tötet. Außerdem - und das ist typisch für die Serie - die Metalepse (vgl. Gérard Genette: Die Erzählung. München 1994, S. 167ff.). Kommisar Bernard wendet sich an das Fernsehpublikum und rät, alte Tüschlösser auszutauschen. Das hat einen witzigen Effekt und es rückt den Kriminalfilm in Richtung der Spielshow. Nicht nur Jürgen Roland als Moderator wendet sich direkt an sein Publikum, sondern auch die fiktiven Figuren aus der metadiegetischen Geschichte (ebd. S. 165ff.) vermögen dies zu tun. Damit verleihen sie dem Gesamtwerk den Charakter der Spielshow (um so seltsamer erscheint es nun, dass weitere typische Elemente von Spielshows fehlen, es gibt nichts zu gewinnen, niemand konkurriert). Vermutlich hätte diese Metalepse im Kinodispositiv eine sehr viel befremdendere Wirkung als im Fernsehen zur Sendezeit am Samstagabend, einem Programmplatz für Unterhaltungssendungen.
>> Vgl. Brück, Ingrid, Andrea Guder, Reinhold Viehoff, Karin Wehn: Der deutsche Fernsehkrimi. Stuttgart, Weimar 2003, S. 132-133.
>> Serienlexikon der Universität Halle-Wittenberg, Fachbereich Medienkommunikation
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