Wie schon viele europäische Filmschaffende vor ihm drehte jetzt auch Michael Haneke eine exakte zweite Version seines provokanten Werks "Funny Games", welche die gleiche Geschichte mit amerikanischen Schauspielern inszeniert.
Anders als der Originalfilm sorgt die US-Kopie mit entsprechendem Marketingbudget für großes Aufsehen. Die Plakate leisten einen Beitrag, Hanekes Intention umzusetzen. Sie sind eine Finte: sie versprechen Gewaltkonsum und liefern einen Film, der mit Gewalt nicht unterhalten sondern aufzurütteln will. Gewalt ist nicht so cool, wie Tarantino und viele andere auch es uns weismachen wollen.
Sehr fraglich ist allerdings - über zehn Jahre nach dem Erstwerk umso mehr - der Effekt in Zielgruppen, die mit medialer Gewalt sozialisiert wurden. Ist die Gewalt wirklich nicht konsumierbar? Wer ohnehin sensibel ist für Kinogewalt, wird die trockene Dramaturgie und nüchterne Inszenierung von "Funny Games" und "Bennys Video" als unerträglich und verstörend empfinden. Mit Ebenenbrüchen werden die Zuschauer selbst für die Taten verantwortlich gemacht. Das Fiktive wird ausgereizt und ins Gegenteil verkehrt (Film-Narratologen dürften in Hanekes mutigem Umgang mit den Konventionen die plakativsten Beispiele für Brüche finden, welche die Standards bestätigen und offensichtlich machen). Dennoch darf man die unterschiedlichen Rezeptionshaltungen (insbesondere in Gruppen) nicht unterschätzen. Es ist durchaus möglich Filme wie "Kids" oder "Die Passion Christi" völlig entgegen ausgedrückter Intention der Macher rezipieren. Ich möchte die These aufstellen, dass dies auch für Hanke gilt, dass seine Rechnung nicht zwangsläufig aufgeht.
>> Sehr ausführliche Darstellung: Der Umblätterer
>> Trailer:
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen