Vor wenigen Tagen veröffentlichte die result GmbH (Markt- und Medienforschung) die in Zusammenarbeit mit der Medienforschung des SWR entstandene Studie "Web 2.0: Begriffsdefinition und eine Analyse der Auswirkungen auf das allgemeine Mediennutzungsverhalten". Darin sind einige sehr interessante Aspekte enthalten, wie etwa die Zahlen zur Onlinenutzung, die bereits 2006 in der ARD/ZDF-Onlinestudie ermittelt wurden: hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung nutzen 12 % das Web 2.0, 47% nutzen zwar das Internet, nicht aber die spezifischen Web 2.0-Angebote und 41 % nutzen das Internet gar nicht. Gemessen an den Onlinern ist das Verhältnis (2006) immer noch 20 zu 80 Prozent. Es wird interessant werden, zu beobachten, wie sich das neue Nutzerverhalten (denn das ist es, was 2.0 von 1.0 unterscheidet: nicht die Technik, sondern das Nutzerverhalten von passiv zu aktiv) 2007 entwickeln wird. Eine wirklich griffige und trennscharfe Definition des Web 2.0 liefert diese Studie leider nicht.
Etwas seltsam wirkt allerdings das ermittelte Verhältnis von aktiver und passiver Nutzung des Web 2.0: 43 % partizipieren passiv und eine Mehrheit von 57 % aktiv. Die aktive Nutzung ist dabei sogar sehr eng definiert: „Aktiv partizipierende Nutzer sind entweder: 'produzierende Nutzer', die mehr als einmal im Monat Beiträge in mindestens einem der sechs Bereiche veröffentlichen, und/oder 'kommunizierende Nutzer', die mehr als fünfmal im Monat Kommentare oder Diskussionsbeiträge abgeben".
Dieses Ergebnis widerspricht der 90-9-1 Regel für die Nutzung von Communities, die besagt, dass 90% in Foren/Communities nur lesen, 9% hin und wieder eigene Beiträge schreiben und nur 1% sich regelmäßig aktiv beteiligt. Was führt also zu dieser aktiven Mehrheit in der Result-Studie? Offensichtlich wurde als Grundlage für diese Studie eine Mehrheit aktiver Nutzer ausgewählt (wie führt man so eine Studie durch - man schreibt Blogger an oder man bittet auf Web 2.0 Seiten um Mithilfe). Es ist immer noch sehr wahrscheinlich, dass diejenigen Nutzer, die das Web 2.0 - insbesondere Blogs und Communities passiv nutzen und dort von Suchmaschinen hingeleitet werden, wenn sie nach Informationen suchen, überhaupt nicht wissen, dass sie Blogs oder Foren bzw. Web 2.0 lesen. Allenfalls registrieren sie, dass man sich dort selbst registrieren könnte, um Fragen zu stellen oder dass die Seite "irgendwie komisch" aussieht und nicht ganz dem entspricht, was sie suchen. Es scheint, als hätte die Studie diese Nutzer überhaupt nicht berücksichtigt. Das beste Beispiel ist Wikipedia: Web 2.0 im besten Sinne der Definition, von Abertausenden genutzt, aber nur von den Allerwenigsten aktiv oder überhaupt mit Bewusstsein 2.0. Es ist zu vermuten, das viele Nutzer denken, es handele sich um eine kostenlose Enzyklopädie - ohne zu hinterfragen, wie diese entstanden ist oder warum sie überhaupt kostenlos angeboten werden kann.
Abgesehen davon ist es natürlich einleuchtend und eine notwendige Eigenschaft des Web 2.0, dass die aktive Nutzung überwiegt - bei denen, die es bewusst nutzen (offensichtlich diejenigen, die für die Studie befragt wurden).
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