Sonntag, Januar 28, 2007

Von der guten Gesundheit zur neuen Unsicherheit

Lange Zeit hatte es in Deutschland Tradition, einem armen Menschen, den ein Nieser schüttelte, Gesundheit zu wünschen. Das ist kein deutscher Alleingang. Spanier sagen "Jesús", Briten "Bless you" und Amerikaner sogar "Gesundheit". Nun hat eine Zelle naseweißer Intellektueller die These aufgestellt, der Gesundheit-Wünscher denke dabei nur an seine eigene Gesundheit, ohnehin gehöre es sich nicht, in die Privatsphäre anderer Menschen vorzudringen, und schon herrscht große Unsicherheit in deutschen Landen, besonders in der Saison grippaler Moden. War derartigen Bestrebungen noch vor einem Jahr wenig Erfolg beschieden, wirkt es sich heute schon in weiten Kreisen der Bevölkerung aus. Entschuldigen soll er sich, der Niesende, schändlich genug, dass er seinen körperlichen Bedürfnissen in aller Öffentlich nachzukommen wagt. Klingt es doch alles wie eine Initiative der Bild-"Zeitung", um das Winterloch zu füllen, wird es doch verkauft, als sei es Knigges neuester posthumer Erguss. Schon hört man ein ernstes "Entschuldige dich mal", wo gestern noch mitfühlene "Gesundheit" waltete. Ist das Ganze nun ein deutscher Alleingang oder wird sich das spanische "Jesús" auch irgendwann zu "qué verguenza" oder Schlimmerem wandeln? Nichts gegen regelmäßiges Händewaschen bei Erkältung, aber das alles ist unheimlich künstlich, aufoktroiert und suspekt. Dann doch lieber ein "Prost", "Gott schenke dir Schlappohren" oder "verreck, du Aas" - das kommt wenigstens von Herzen!

>> In der Schweiz ist die Welt noch in Ordnung.

Keine Kommentare: