Ein sehr interessanter und sehenswerter Beitrag vom NDR, in dem Medienwissenschaftler Norbert Bolz zu Wort kommt, prophezeiht mit recht überzeugenden Argumenten, dass Web 2.0 zukünftig in eine ernste Konkurrenz zum Profijournalismus treten wird.
Einer der Gründe: die Mediennutzung verändert sich. Jugendliche haben eher einen Anspruch an Authentizität als an Objektivität. Hier zeigt sich insbesondere das Zusammenspiel von Kultur und Technik. "The machine is always social before it is technical" (Gilles Deleuze), und jetzt zeichnet sich ab, welches Bedürfnis dahinter steckt. DSL, Flatrates und Digitalkameras für jedermann ermöglichen das neue Kommunikationsverhalten und es darf erwartet werden, dass die Objektivität des Journalismus gegenüber einer kollektiven Subjektivität in den Hintergrund tritt.
Möglicherweise ist es der wissenschaftliche Spiegel des allgemeinen Hypes. Aber eine Frage die sich aufdrängt ist, ob der konstatierte Wunsch nach authentischer Information nicht der allgemeinen Mediensozialisation entspringt. Es sind seit Durchsetzung des privaten Rundfunks vor allem die "authentischen" Formate wie Daily-Talk oder Big Brother, die den Tag füllen. Unterhaltung wird hier als Information über die Welt formatiert. Damit werden Jugendliche heute in ihrem Medienkonsum sozialisiert. Früher war die Tagesschau das Highlight des Informationsprogramms und das für jung und alt, heute sind diese Unterhaltungsmischformen in der jüngeren Zielgruppe dominant. Eines dieser Mischformate, RTL Explosiv, arbeitet auch mit der Strategie, allen Berichten eine subjektive und "authentische" persönliche Note zu geben.
Geht man nun allerdings davon aus, dass diese authentischen Berichte aus dem Leben anderer Leute vor allem in der Pubertät zum Austesten von Rollenverhalten genutzt werden und danach kaum noch eine Rolle spielen (wie alt ist das Durchschnittspublikum dieser Sendungen?), darf man vermuten, dass mit der Reife der Wunsch nach authentischer Information dem Wunsch nach objektiver Information weicht. These: für ein Publikum ab ca. 24 werden die "klassischen" Medien mit objektiver journalistischer Berichterstattung immer eine bedeutende Rolle spielen. Blogs wird es natürlich immer geben, aber nicht als Ersatz einer objektiven und umfassenden Tagesinformation. Schon allein, weil der Redaktionsaufwand - alles Wichtige eines Tages auszuwählen und zu lesen - vom Leser selbst übernommen werden muss.
>> via Klaus Eck >> via Robert Basic
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