Der Eröffnungstatort des Jahres 2007 ist anerkanntermaßen voller Spannung. Tatsächlich wird in diesem Krimi kaum ein Mittel ausgelassen, Spannung zu erhöhen. Hauptsächlich wird dabei auf bewährte Mittel zurückgegriffen, was aber dem Erlebnis ebenso wenig einen Abbruch tut wie die schon häufig erzählte Geschichte der Rache an einem Polizisten (wie vor nicht allzu langer Zeit bei CSI).
Der "Chef der Hamburger Ermittler" (Jürgen Schornagel) hat hier Gelegenheit einmal in die Rolle des kranken Bösen zu schlüpfen und in einer Anlehnung an "Stirb Langsam Teil 3" Max Ballauf durch Köln zu hetzen. Besonders in Kameraeinstellungen und Beleuchtung wird das Drehbuch fantastisch umgesetzt. In einigen Szenen wirkt Klaus J. Behrdendt tatsächlich um Jahre gealtert.
Was auf dieser Spannungsjagd alles auf der Strecke bleiben musste, wurde schon recht ausführlich bei Stralau und an anderen Stellen besprochen. Deshalb hier nur zwei Dinge herausgegriffen:
1.) Intertextualität
Der Tatort arbeitet mit einer offensichtlichen Intertextualität: "Die Blumen des Bösen" (Les fleurs du mal) ist eine Gedichtsammlung von Baudelaire. Doch was ist die Konsequenz? Ein oberflächlicher Blick (zu mehr reicht leider meine Zeit nicht) zeigt, dass hier nur wenig übernommen wurde, am auffälligsten der Titel. Außerdem wurde der Text für ein Rätsel herangezogen. Dieses Rätsel wurde nur erwähnt, nicht aber zum Mitraten bereit gestellt. Zunächst mochte man annehmen, dass dies aus Zeitgründen geschah, um den Rahmen der 90 Minuten nicht zu sprengen. Ein gut platziertes Mitratespiel macht schließlich einen dramaturgischen Reiz aus. Doch bei der näheren Prüfeung wird klar, dass hier vor allem gescheut wurde, ein feinsinniges Rätsel zu entwerfen. Bei Baudelaire kommt jedenfalls keine Beatrice vor und auch die Lilie spielt nur eine Nebenrolle. Schuld und Wahrheit dagegen, werden häufiger erwähnt. Wie es scheint hätte dieses Rätsel entweder nur dünn bleiben können oder einen Riesenaufwand der Erklärung bedeutet.
Eine ausführliche Erörterung dieses Bezugs könnte sich lohnen. Ein Blick auf den Chabrol-Film "Die Blume des Bösen" von 2003 sicherlich auch.
2.) Die dramaturgische Zwickmühle am Ende
Das Finale ist vertrackt. Täter Kuschmann hat Schenk überwältigt und Ballauf weiß nicht, wo und wie bedroht die kleine Anna ist. Man kann jetzt sagen (Erschieß den Täter und gut is!), doch ist es so einfach? Kuschmann sagt selbst, er hätte sich abgesichtert: "Meinen Sie ich gehe in die Höhle des Löwen ohne Rückversicherung?" Hätte man dies weiter ausgeführt (ein zweiter Täter wäre unwahrscheinlich, also z.B. "Anna braucht in 10 Minuten ein Gegenmittel, das nur ich kenne"), wäre die Situation wesentlich komplexer geworden. Ballauf hätte sicht fragen müssen, wen er opfern soll? Schenk oder Anna? Das alles bleibt implizit, zum Selbst-Zusammendenken. Ballauf schießt jedenfalls erst, als er Anna nach der Katze "Tinka" flüstern hört.
Edit 25.01.07:
Interessant, welche Ungereimtheiten Julia beim genaueren Hinsehen entdeckt hat.
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