Donnerstag, September 20, 2007

"Die Frau am Ende der Straße" (Drama, NDR 2006)

Der Fernsehfilm über die junge Mutter Martina, die an einer Sozialphobie leidet, ist schwere Kost. Das bedrückende Thema wird schauspielerisch grandios umgesetzt und ist schon damit ein Highlight. Doch die Dramaturgie ist einseitig und fast frei von Wendepunkten - was man hier verfolgt, ist der Weg in den Abgrund. Hier wird offensichtlich auf die Kerneffekte der antiken Tragödie abgezielt - Furcht (Phobos) und Mitleid (Eleos), oder wie Fuhrmann es bevorzugt Jammer und Schaudern. Es wird Furcht geschürt, davor irgendwann selbst zu erkranken oder mit Kranken zu tun zu haben und andererseits auch Mitleid mit den Betroffenen - Martina und Stefan sind nett. Doch erfolgt die Umsetzung dieses dramaturgischen Konzenpts mit anderen Prämissen als im antiken Drama: die hier betroffenen Figuren sind objektiv fehlerfrei, außer dass sie in eine spießige Doppelhaushälfte ziehen (aber dieser Fehler ist wohl nicht gemeint). Krankheiten sind keine Fehler. Dadurch bleibt die Katharsis verwehrt, Furcht und Mitleid bleiben bestehen. (Siehe auch Hamartia).

Die Aussage ist, ganz anders als man es aus dem Fernsehen gewohnt ist, eine sehr harte. Beginnt man zu interpretieren, warnt dieser Film vor dem Umgang mit psychisch belasteten Menschen - wer sich zu sehr mit Martina einließ, hatte letztlich das Nachsehen. Als einziger Ausweg für alle wird der Freitod gezeigt. Keine Hoffnung für Kranke. Der Arzt Doktor Eyck ist nicht da, wenn man ihn braucht und auch die vielzitierte Therapie hatte allenfalls einen oberflächlichen Effekt. Hier noch weiter zu spinnen, wäre fatal.

Nichts dagegen, dass schwere Stoffe auch zur Primetime laufen, aber wieso werden solche Filme prämiert? Ist es wirklich schon so ausweglos?

>> positive Kritik

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