Doch genau das ist fraglich. Die hier angesprochene Folge belegt sehr deutlich, wie den Konservativen ins Gewissen geredet wird. Das Opfer Strassner wird deshalb ermordet, weil er einer ungebildeten Gesellschaftsschicht angehört und ein lockeres Leben führt - nur kann man ihm dies gar nicht recht zum Vorwurf machen. Zwar erpresst er die Frau, die er eigentlich liebt, doch dies ist nicht das Motiv für die Tat, sondern nur eine Finte: sterben musste er erst danach, als seine Liebe erwidert wurde, durch die Hand eines erzkonervativen Bürgers, der sich als hoffnungslos verbohrt zeigt. Dieser ist es, der seine Tochter in die Heimlichkeit zwingt und damit erst der Erpressung den Boden bereitet. Hier ist es nicht die Beatmusik, die ins Verderben führt, sondern das um Ansehen heischende "ehrbare Haus". Dieses Motiv wird in der Krimi-Serie "Derrick" noch stärker. Hinter der teuren Fassade Münchener Villen wohnt das Verbrechen. Und auch im Tatort ist die Sorge um das gute Ansehen reicher Familien sehr häufig Quell des Verbrechens (nur ein Beispiel: "Der dunkle Fleck" WDR 2002).
>> Vgl. Brück, Ingrid, Andrea Guder, Reinhold Viehoff, Karin Wehn: Der deutsche Fernsehkrimi. Stuttgart, Weimar 2003, S. 148-157.
>> Vgl. Hickethier, Knut 1985: „Die umkämpfte Normalität. Kriminalkommissare in deutschen Fernsehserien und ihre Darsteller.“ In: Ermert, Karl/Gast, Wolfgang (Hrsg.) 1985: Der neue deutsche Kriminalroman. Beiträge zu Darstellung, Interpretation und Kritik eines populären Genres . Rehburg-Loccum: Evangelische Akademie Loccum (= Loccumer Kolloquien, 5), S. 189-206. >> Hickethier analysiert die Darstellung der Normalität im Kommisar.
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