Montag, Januar 07, 2008

Sebastian Fitzek: "Das Kind" (Psychothriller 2008)

Als ich vor einigen Wochen eine Einladung zum Kindergeburtstag erhielt, wusste ich noch nicht, dass ich bald danach ein grandioses Manuskript von einem Autor lesen würde, von dem ich vorher noch nie gehört hatte, und die schwarzen Bretter in Supermärkten fortan mit ganz anderen Augen betrachten sollte - doch manchmal steht der Anfang erst am Ende einer Erzählung.

Das Kind

Simon Sachs ist eigentlich ein normaler, netter, aufgeweckter Junge, der kürzlich seinen zehnten Geburtstag gefeiert hat. Nur hat er einen lebensbedrohlichen obwohl "gutartigen" Tumor und Erinnerungen an ein früheres Leben. Ein Leben in dem er offenbar Menschen ermordet hat. Da er mit dieser Schuld nicht leben möchte, nimmt er sich einen Anwalt, der die ominösen Morde von vor zwölf Jahren aufklären soll. Robert Stern, für den es seit einem Schicksalsschlag vor etwa zehn Jahren nichts anderes gegeben hat als seinen Beruf als Strafverteidiger, wird von Simon an dunkle Orte aus einer Halbwelt geführt, die er bisher nur durch den schützenden Filter aus Paragraphen gesehen hat, Orte an denen allenfalls seine Mandanten verkehrten. Dort liegen die Leichen von Menschen, die niemand ernsthaft vermisst. Mit den bereits vergessenen Toten erwacht eine fesselnde Geschichte um abscheuliche Menschen und ihre Taten. Eine Geschichte, in der einer dieser Menschen alle Fäden zieht.

Sebastian Fitzeks Thriller ist dramaturgisch absolut formvollendet. Ein dichtes Geflecht aus Spannung, Neugier, Entsetzen und zahlreichen überraschenden Wendungen lässt den Leser die Geschichte mit zuweilen unangenehm stinkender Thematik (Kinderschänder) geradezu einatmen. Die Figuren sind meisterlich gestaltet und geraten von einer Grenzsituation in die nächste, so dass ein emotionales Spiel mit der Spannung bis zur letzten Minute gesichert bleibt. Der Stoff ist offensichtlich gut recherchiert, auch wenn man nicht bis ins Detail wissen möchte unter welchen Bedingungen. Und auch wenn man kurz vor Ende der Erzählung schon nicht mehr daran glauben möchte, werden schließlich tatsächlich alle Stränge gelöst und alle Fragen geklärt.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist möglicherweise der Stil mit stellenweise etwas weit hergeholten Bildern - doch auch hier leistet die dichte Erzählung gute Arbeit und lässt einen spätestens nach 60 Seiten locker drüber hinweg lesen.

Erwähnenswert ist noch das Marketing zu diesem Buch, für das ein ARG ausprobiert wurde - wenn diese verdammten Spiele nicht so viel Zeit beanspruchen würden, hätte es im Kontor noch mehr gegeben, als dümmliche Mutmaßungen und ein selbstgemaltes Bild, das eigentlich für jemand anderen bestimmt war. Aber genau so sollten diese Spiele wohl aussehen: spannend, mysteriös und zum Produkt passend. Näheres unter http://www.push11.com/

Das Kind erscheint am Donnerstag, 10.01.2008. >> Virtuelle Lesereise

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