Montag, Mai 28, 2007

Die Vergessenen (Mysterythriller, USA 2004)

Die "verwaiste Mutter" Telly Paretta stellt plötzlich fest, wie ihr vor 14 Monaten verstorbener Sohn Sam plötzlich von Familienfotos verschwindet. Die Erinnerung anderer an Sam scheint zu verblassen, selbst sein Vater beginnt zu leugnen, dass es ihn je gegeben hat. Dann trifft sie Ash Correll, dessen Tochter beim gleichen Flugzeugunglück ums Leben kam. Auch er hat schon längt vergessen, dass er jemals eine Tochter hatte und säuft jeden Tag eine Flasche Bourbon. Doch mit Tellys Hilfe kommt seine Erinnerung zurück. Eine Suche - für die sich seltsamerweise auch die Agenten des NSA interessieren - beginnt.

Der Film ist sehr schematisch aufgebaut und hält sich - meiner Meinung nach - oft zu lange an Dingen auf, die schon längst klar sein müssten, ohne wirklich Spannendes zu liefern. Das Schema erinnert stark an den viel geschassten Syd Field:
Der erste Akt ist relativ Lau. Wir lernen über eine ganze halbe Stunde eine bemitleidenswerte Mutter kennen, die (so die Erklärung ihres Psychologen Gary Sinise) nach einer Fehlgeburt ein Trauma entwickelte. Das Ganze zieht sich in die Länge und erinnert an manche Groschenromane, nur um auf eine Überraschung abzuzielen: wenn sie verrückt ist, dann sind es alle diejenigen auch, die sich an Sam erinnern. Etwas mehr Verzahnung hätte hier sicherlich schon Wunder wirken können. Der erste Wendepunkt bringt Ashs Erinnerung zurück und ruft auch gleich die NSA auf den Plan.

Der zweite Akt besteht aus der Suche nach Erklärungen und nach den Kindern. Stets behindert duch die Agenten, die skrupellos sind, aber als echte Bedrohung zu spät aufkreuzen. Darin - möglicherweise als zentraler Punkt - wird klar, dass die Kinder wahrscheinlich noch leben, der gefangene Agent macht Andeutungen und die Aliens (hier zum ersten Mal ganz deutlich) machen ihn zum HB-Männchen, saugen ihn in die Luft. Insgesamt kommen die Informationen hier zu schleppend. Der zweite Wendepunkt - und daran hätte Jurij Lotman seine helle Freude - erfolgt durch eine Grenzüberschreitung: Telly kommt in die Halle der Aliens und tritt dem Leiter des Experiments gegenüber. Hier erfährt sie, was Phase ist und besteht auf Herausgabe ihres Sohnes. Der Außerirdische - zäh wie er ist - verliert gegen die Mutter. Sein Experiment ist gescheitert, auch er geht in die Luft und Sam kehrt zurück.

Die Punkte, welche diese Idee verwässern, sind folgende:
- Zu wenig Geschichte für viel Erzählung, mehr Komplexität hätte dem Film Bewegung geben können. Auch auf die Gefahr hin, ihn zwanzig Minuten länger zu machen.
- Mehr Verzahnung der Informationen hätte - im Gegensatz zu dem so offensichtlichen Schema - echte Bögen von Spannung und Neugier schaffen können. So zielt alles zu sehr auf Überraschung, die als punktueller Effekt der Spannung entgegensteht.
- Rundere Charaktere hätten dem Ganzen mehr Identifikationspotenzial geben können. Telly ist eine Mutter mit einem vage angedeuteten Kreativjob, Ash ist ein Ex-Eishockeystar mit Alkoholproblem. Beides nicht viel für etwas, das ins Kino soll.
- Regieseitig erinnerte die Atmosphäre stark an die "Mothman Prophezeihung", "Sixths Sense", CSI-New York usw.

Positiv bleiben zu vermerken:
- Die New-York-Bilder, die man aus vielen Filmen, die bloß Manhattan-Klischees wiederkäuen, so nicht kennt.
- Eine gute Idee, die mit Verschwörung, Bedrohung und guten Figuren sehr mitreißend hätte sein können.
- Das Herz einer Mutter, das hier sogar die "rote Pille" schlägt.

Weitere Stimmen:
>> Filmstarts.de
>> Die Fernseherin (zwischendurch weggepennt)
>> Knoepfchen
>> Fada88
>> Littlefoot

Samstag, Mai 26, 2007

Der Serviervorschlag - eine Textsorte des Alltags

Abstruse Formen nimmt er manchmal an, der Serviervorschlag, der als Textsorte eigentlich nur unsere Illusion nehmen soll, wir fänden in der Wurstpackung noch knackig frischen Salat, auf der Motorhaube eine Dame im Bikini oder in der winzigen Aluschale mit Geflügelinnereien gar ein kleines Kätzchen.

Von nicht allzu viel Selbstvertrauen zeugt dieses Exemplar, das nicht einmal das eigentliche Produkt zeigt. Man schlägt einen gemischten Salat vor - aber ohne die erworbene Krakauer...

Sonntag, Mai 13, 2007

Katheter und die neuen Flugreisebestimmungen

Soeben gelesen auf der Seite des Hamburg Airport:

"Für Passagiere, die es versäumt haben, ihre Flüssigkeiten vor Ankunft am Flughafen in eine Plastiktüte zu packen, hält Hamburg Airport Tüten bereit. Die Tüten werden an den Informationscountern in beiden Terminals sowie an den Airport Offices ausgegeben. Wer seine Flüssigkeiten nicht in die vorgeschriebenen Beutel verpackt, kann sie im Handgepäck nicht transportieren."

Hat man wohl Angst, dass die Fluggäste ihre Flüssigkeiten nicht bei sich behalten können.
Die Seite heißt schließlich "zu Ihrer Sicherheit", also falls das Bordklo mal wieder besetzt ist...

Siehe auch: Informationsdefizit Flugreisebestimmungen

Donnerstag, Mai 10, 2007

Nachlese eines Bloggergewinnspiels

Ein Rucksackhandel schrieb ein Gewinnspiel aus. Das dramaturgische Kontor nahm auch teil (wenn auch auf etwas unorthodoxe Weise).

Und jetzt:

- Diverse Blogger wurden offensichtlich gespamt.
- Einer Bloggerin wird von Anwälten gedroht.
- Es tobt eine negative Diskussion.
- Die Hauptgewinner wurden - im Gegensatz zu allen anderen - als Teilnehmer erst nach Beendigung des Spiels bekannt gegeben und hatten sogleich gewonnen.
- Die Gewinnerin betreibt ein frisch angemeldetes Weblog mit nur einem Beitrag - für das Gewinnspiel, ist also nach strenger Definition gar keine Bloggerin.
- Der Server des Zweitplatzierten ist überhaupt nicht erreichbar.
- Der Drittplatzierte ist zwar Blogger, bekommt aber nur einen 20 EUR-Gutschein.

Honi soit qui mal y pense...