Mittwoch, August 23, 2006

GEZ-Gebühren für beruflich genutzte PCs und Mobiltelefone


Gegen den Plan, Rundfunk-Gebühren für beruflich genutzte PCs und Mobiltelefone einzuführen, gibt es jetzt eine Unterschriftenaktion.

Sonntag, August 20, 2006

Du bist Sick!

In der sog. Blogosphäre, dem Teil des Netzes, wo jeder einmal Journalist sein darf (z.B. hier), gibt es unter anderem eine ganze Schar von Seiten die sich mit der Pflege der deutschen Sprache befassen. Die bekannteste ist wahrscheinlich der Apostrophen-Alarm, doch an Mitstreitern mangelt es nicht. Jeder hat sein Spezialgebiet, wie etwa das Deppenapostroph, das jetzt durch die neueste Dudenauflage eine teilweise Legitimation erhielt. Skuril muten sie an, die Formen von Walkman's, Björn's Blog oder vielleicht sogar Blo'g? Diese Welt ist eine Welt von gut und böse, wo man noch klar zwischen falsch und richtig unterscheiden kann - besser als in jedem Kelter-Roman. Alles Falsche wird artig abgestraft, der Schreiber ausgepfiffen. Bastian Sick, Deutschlehrer der Nation, wird gefeiert (selten kritistert) und jeder Sprachfrevel, jede Entlehnung aus fremdsprachigen Strukturen sogleich gedisst. Die deutsche Sprache verfügt nicht wirklich über eine Tradition von "nicht wirklich" und "Sinn" ist auch nichts, was von etwas gemacht wird: das ist Englisch.

Doch was kann man als Germanist darüber aussagen?

Falsch und richtig gibt es in Bezug auf Sprache eigentlich nicht. Dies sicherlich zum Leidwesen aller Sprachnostalgiker. Es gibt einen mehrheitlichen Sprachgebrauch und es gibt Wendungen die nicht funktionieren, weil sie niemand versteht. Sprache ist pragmatisch. Sie dient der Kommunikation und wenn diese nicht zustande kommt, hat die Sprache nicht funktioniert. Das ist es noch am ehesten, was man als falsch bezeichnen könnte.
Sprache ist dynamisch und in einem Prozess ständiger Entwicklung begriffen. Wenn jetzt jemand die Seiten der Sick-Fans, der Gegner des "Fredfeuersteindeutsch" und Sprachpuristen einfach "geil" findet, mag das für die Dorfältesten ein Skandal sein, für den Fachmann ist es halt ein Bedeutungswandel. Dynamik und Sprachwandel beinhalten auch das Phänomen, welches den Sprachsaubermännern am meisten Angst macht: das die Minderheit plötzlich zur Mehrheit wird, die gehasste Formulierung zum Standard und damit falsch zu richtig und richtig zu falsch.

Was ist also richtiges Deutsch?

Die Antwort ist ganz individuell, denn jeder wird sich aus diesem dynamischen Prozess seinen eigenen Moment des Standards ausgewählt haben, möglicherweise den Standard seiner Grundschulzeit. Andere wettern gegen regelhaftes (Duden-)Deutsch und pochen gerade auf jene Dynamik: man sollte doch Standards aus anderen Regionen als falsch erklären. Damit wird ein regionaler Standard verabsolutiert. Wer jetzt also sagt, "Deppenapostroph nein Danke" und englische Wendungen und Strukturen zu übernehmen mache keinen Sinn, müsste also zunächst jeglichen Sprachwandel ausschließen und zusätzlich jede Entlehnung aus jeder anderen Sprache: z.B. nicht nur Englisch, sondern auch Französisch, Latein, Griechisch etc. Damit wäre ein gewaltiger Rückschritt vom heutigen Deutsch zu archaischen Formen indogermanischer Natur getan (keine Angst, das ist gar nicht möglich). Niemand würde diese Damen und Herren mehr verstehen und diese neue Sprache hätte alles Zeug zum falschen Deutsch im eigentlichen Sinne. Ein Teufelskreis...

Dass es schon eine unlösbare Aufgabe geworden ist, den schmalen Grat zwischen richtig und falsch festzulegen, zeigt das Gerudere der Rechtschreibreform und der Reform der Reform. Diese Neufassung geht einigen nicht weit genug und anderen schon viel zu weit. Das Ergebnis sind jedenfalls neue Regeln, die genau so viel Verwirrung stiften wie die alten. Es bleibt nur ein stetes Nachschlagen.

Nachtrag 22.08.06: Eine sinnvolle Verwendung für das sog. Deppenapostroph habe ich schon gefunden: Thoma's Kommentare (denn wer zum Henker ist dieser Thomas K.?). Ex-RTL-Chef Helmut Thoma sagte zum Beispiel: "Über Qualität lässt sich trefflich streiten. Aber eins steht fest: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler." Medienwissenschaftler Reinhold Viehoff kommentiert dazu: "Vom Schmecken kann ja schlechterdings aus der Sicht des Fisches, der an der Angel zappelt, nicht mehr gesprochen werden, sondern nur noch aus der des Anglers, der noch etwas Appetitliches vor sich hat" (in Vogt 2004, S. 106).

Siehe auch:
>> Markners Kommentar in der BZ
>> Gaugers Konkurrenzbuch zu Sick

Mittwoch, August 16, 2006

Viralkaffee?

Ich bin eben mehr oder weniger zufällig durch einen Link bei Martin Oetting (übrigens danke für den Verweis zu meinem Kontor, der hat gut für Betrieb gesorgt) auf eine Meldung gestoßen, dass Chrysler einen Becherhalter in den 2007er Sebring einbaut, der auch heizt und kühlt. Ein wohltemperierter Genuß, zweifelsohne. Die Kundenerwartungen werden an dieser Stelle übererfüllt, aber ist das schon ein Viralzünder?

Die Autoren mutmaßen jedenfalls, dass es dieser Getränkehalter sein wird, welcher den Chrysler in alle Munde bringt. Ohne jegliche Belege, dass schon irgendjemand "Buzz" erzeugt hätte (Technorati am 16. Aug.: zwei Einträge, einer davon ist der von TRND). Für so viel Text scheint mir das ziemlich an den Haaren herbei gezogen.

Zum Vergleich: mein 'Schwager' hat einen Regenschirm im Griff der hinteren Tür seines Autos versteckt (werkseitig). Trotzdem erzählt er es nicht rum. Man entdeckt es höchstens beim gelangweilten rumspielen ("ist das hier eine Klappe?"). Ich komme aus Hamburg und weiß so einen Schirm zu schätzen, doch jetzt erwähne ich nicht einmal, um welche Marke es sich handelt. Also nicht viral. Es wird zu prüfen sein, ob Chryslers Kaffeehalter viral wird. Ich habe da Zweifel. Erfahrungsgemäß wird es in Deutschland allerdings sofort eine Riesenwelle auslösen, wenn es Probleme gibt und dieses Gadget plötzlich die Cola heizt und den Nierentee kühlt.

N.B.: Ich hätte auch vor Ort kommentiert, aber die Anmeldung war mit zu suspekt. Deshalb an dieser Stelle.

Montag, August 14, 2006

Es macht soeben die Runde: bald ist aus mit googeln!

Google möchte einen klaren Unterschied zwischen der Websuche mit Google und der Websuche mit anderen Suchmachinen etablieren. Nur beim ersten Fall kann man "googeln" (es wurde immerhin schon in den Duden aufgenommen), alles andere ist eine herkömmliche Websuche mit blauer Ersatzflüssigkeit zusammengesetztem Verb.

Viele sagen jetzt, sollen die doch froh sein über den Erfolg, ein Verb zu prägen, nicht meckern, und die Guten bleiben, aber es geht hier doch vor allem um markenrechtliche Verletzungen, also nicht darum, seinen Kommilitonen zu empfehlen, doch mal einen Autoren zu googeln etc. Sonst könnte ja jeder seine Schrottmaschine ins Netz stellen und großspurig sagen: "googelt besser mit XYZ". Also ist Googles Sorge verständlich. Zunächst verwundert, dass Google selbst und nicht die Konkurrenz gegen die häufige Verwendung dieses Verbs in den Medien klagt. Doch 'geheims' Kommentar klingt plausibel: wer seine Marke nicht schützt, wird sie los. Offensichtlich ist das alles kein Anlass zur Besorgnis.

Ich googel im Moment noch, wo's mir passt, aber wenn es hart auf hart kommt, muss ich wohl bei Google jahuhn, jawohl. Ich will es mir ja nicht mit meinem Host verscherzen.

Via:
>> Beitrag bei Martin Oetting
>> Beitrag von Riesenmaschine
>> Beitrag im Medienrauschen

>> Sich selbst googeln

Freitag, August 11, 2006

Philipp Retingshof und der Pastor von Lengenmoor

Der bereits vom Blog-Archäologen und Hobbydetektiv Don Alphonso teilentlarvte Restaurator P.R. hat inzwischen die Spur aus seinem Spiegel bis in die Gemeinde Lengenmoor verfolgt: deren Homepage ganz zufällig auf den gleichen Namen angemeldet wird (A.H. - bei ConnectedMarketing habe ich gelesen, dass es Probleme geben könnte, den Namen zu nennen). Gleiches gilt für die Musikschule, auf die P.R. verweist (Nachtrag: das wurde auch schon in den Kommentaren festgestellt).

Und genau an diesem Punkt wird es billig. Da wurde nun so viel Zeit investiert, ganz viele Seiten aufzubauen und zu pflegen, um damit ein Detektivspiel zu versanstalten und keiner hat sich die Mühe gemacht, mal den Namen zu wechseln.

Langsam vermute ich, dass das Ganze nur Reklame für einen Leipziger Domain-by-Proxy-Service ist...

Edit 12-08-06: Zugegeben, dieser Kommentar rührt von meiner mangelnden Erfahrung mit ARGs ... bei Monopoly beschwert sich ja auch keiner, dass die Schlossallee und die Lessingstraße auf dem selben Spielfeld sind oder dass die Männchen alle aus der selben Tischlerei stammen.

Donnerstag, August 10, 2006

Helena Stavros' virales "Schmierentheater"

Wer viel in Blogs liest, besonders in den publikumsstarken Blogs, wird mit Sicherheit vom Tod der Helena Stavros gehört haben. Für eine makabere Gruselgeschichte hat hier eine Agentur hier keine Mühen gescheut. Die Todesanzeige enthielt den verborgenen Aufruf "Hilf mir" und genau das haben auch fast alle Blogger, welche die Anzeige erhalten haben getan: sie haben kräftig gebloggt und die Seite eines angeblichen Restaurators und Hinterbliebenen der guten Helena bekannt gmacht. Das Ganze ist eine Viralaktion, welche einmal mehr die Viralität von Weblogs ausnutzen sollte, um damit an Marketingetats großer Unternehmen heranzukommen.

Nur für wen wurde dieser Aufriss getrieben? Ich vermute, dass es sich dabei um Eigenwerbung der Agentur handelt, um die nach wie vor skeptischen Entscheider über jene Marketingetats davon zu überzegen, dass reichweitenstarke Blogger immer für ein bischen kostenlose Werbung gut sind (Don Alphonso spricht hier vom AAL-Prinzip).

Absolut lesenswert ist, was Don Alphonso über den "Virus im Podex der Vialmarketeers" schreibt und wie man das Parkett der viralen Werbung als den Fußboden jener Agentur entlarvt. Auch ganz interessant: Röthlingshöfers Blog.

Was ich jedenfalls neidlos anerkennen muss, ist der Ansatz, einen Krimi in einem nicht mehr ganz so neuen Medium auszuprobieren. Da darf man gespannt sein und hoffen, dass es noch weitere Experimente mit Erzählungen auch aus anderen Genres geben wird - jenseits von Viralreklame, Spam und AAL-Marketing.

P.S. Auch hier erfährt man wieder etwas über die Reichweite von Blogs: wer von der Todesanzeige (per Schneckenpost) verschont blieb, sollte ggf. lieber Post-It-Notes an den Kühlschrank heften...

P.P.S. Don Alphonsos Kumpel Strappato hat Recht: "Viral" ist für dieses eingeschlafene Spiel weit übertrieben. Zwischen Viralität und Banalität liegt eben doch nur ein schmaler Grat.

Montag, August 07, 2006

Sich selbst googeln

Seinen eigenen Namen in Suchmaschinen einzugeben (Google, Yahoo etc.) liefert entweder gar keine Ergebnisse (was ja nicht unbedingt schlecht ist), manchmal aber auch die lustigsten Informationen. Zuweilen kann man auch feststellen, wie unvorsichtig man selbst oder andere mit dem eigenen Namen umgegangen sind, so dass etwa alle Welt herausfinden kann, wo man was gegessen hat und wie es wohl geschmeckt hat.

Gibt man meinen Namen in den gängigen Suchmaschinen ein, bin ich Diplom-Ingenieur, habe ein Autogramm-Trikot gewonnen, in St. Martinus geheiratet, bin Blutspendebeauftragter, habe Leserbriefe geschrieben, war Torschützenkönig, bin Referendar für katholische Religion, Däne, Norweger, Director International Project Management, Marathonläufer, Obergefreiter, Karthäuser, Stabhochspringer und Autovermieter.

Wer mich kennt, wird schmunzeln ;-)

Daraus sollte man ein Blog-Meme-Spiel machen (wenn es das noch nicht gibt), ich bin gespannt auf die Reaktion der Blogosphäre.

Sich selbst googeln bei:
>> Narkotix
>> Miss Rhapsody
>> Markus Kavka

Sonntag, August 06, 2006

Abzocke von Filmfans - leider gängige Methode

Den Vogel abgeschossen haben bekanntermaßen die Wachowski-Brüder mit dem Sequel Matrix Reloaded. Der auf dem meisterlichen Original aufbauende Streifen, dem weder 'reloaded' noch 'wiedergekäut' wirklich gerecht werden, ist mit Sicherheit die schamloseste Abzocke von Filmfans. Mir ist zwar keine Statistik bekannt, aber wahrscheinlich überwiegt die Zahl derer, die sich den dritten Teil "Matrix Revolutions" gespart haben, um sich wenigstens den ersten Teil in angenehmer Erinnerung zu bewahren (siehe dazu auch Mortals Movieblog).

Diese Art der Abzocke hat mehr und mehr Methode: ein wirklich origineller Film kommt in die Kinos, begeistert die Massen und spielt Unmengen Geld ein. Das ruft gierige findige Produzenten auf den Plan, die dann stehenden Fußes eine doppelte Fortsetzung, verbunden durch einen Cliffhanger, in Auftrag geben. Aktuelles Beispiel: der "Fluch der Karibik Teil 2" ("Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest"). Sucht man momentan in Technorati nach dem Begriff "Cliffhanger" ist es kein Zufall, dass sich die meisten Einträge auf diesen Film beziehen.

Der neue Fluch der Karibik ist sicherlich solide Unterhaltung und ohne Zweifel spannend und witzig. So richtig überzeugen kann er allerdings nicht, denn die Originalität der Piratenkomödie und des Charakters Jack Sparrow ist weitgehend verschwunden. Außerdem bleibt - nicht zuletzt aufgrund des Cliffhangers - der fahle Nachgeschmack, dass hier nur versucht wurde, Kasse zu machen, und dass Überlängenzuschlag und Sitzfleisch den Erwartungen nach dem gelungenen ersten Teil einfach nicht gerecht werden.

Zum Glück blieb die Filmwelt von Casablanca II und III verschont (spiel mal was anderes Sam...), von Citizen Kane 'Republished' und 'Regurgitated' oder von '1 Uhr Mittags' und '2 Uhr Mittags' als Sequels von High Noon. Hoffentlich sehen die Finanzen von Jean-Pierre Jeunet so stabil aus, dass wir Amélie ohne Ehekrise und Midlifecrisis in Erinnerung behalten dürfen. All diese originellen Filme hätten mit Sicherheit einiges von ihrem Kultstatus eingebüßt, wenn man ihnen Sequels nebst Cliffhanger aufgebürdet hätte.

Freitag, August 04, 2006

Das Merseburg der Träume

"Der See der Träume" (ARD 04.08.06, inszeniert von Wolf Gremm) erfordert, wie schon die TV-Movie festgestellt hat, eine hohe Kitschtoleranz: wer gegen Weichzeichnereffekte in der Überblendung oder warme Abendsonne allergisch ist, sollte doch lieber den Kanal wechseln.

Ansonsten handelt es sich um brauchbare Unterhaltung nach bewährtem Schema. Obwohl etwa die Szene fehlt, in welcher der reumütige Ehemann mit seinem schnittigen Mercedes Kabriolett den Weg nach Merseburg antritt, um seine verlassene Frau von ihrer gebeutelten Jugendliebe loszueisen, erwartet man doch seine Ankunft auf die Minute. Und spätestens als er seinen Krankenhausekel offenbart, lautet die dramaturgische Diagnose, dass die kleine Emelie überleben und ein wackeres Mädel sein wird.

A propos Merseburg (eine schöne Stadt und weiß Gott eine Reise wert): die Stadt ist tatsächlich in einer einzigen Einstellung (ca. 3 Sekunden) zu erkennen. Der Rest ist nur für den Insider verortbar, für alle anderen könnte es sowohl in der Umgebung von Merseburg, als auch in Mecklenburg oder gar in der Altmark oder sonstwo sein. Der Marktplatz, an dem die Aussprache der Zerrütteten stattfindet, ist jedenfalls nicht in Merseburg, sondern wie der Rest auch am See der Träume ... dort wo der ewige Frühling herrscht, der so lange währt, wie eine junge Frau jenseits der 40 trächtig ist, so lange wie eine Dramenschnulze der Degeto läuft, so lange wie moderne Paare mit der Selbstfindung beschäftigt sind. Und wenn sie nicht gestorben sind ... denn wenn sie sterben hat's gleich neuen Stoff für den nächsten Traum, den nächsten Freitag.

(Foto: Merseburg im Winter)

Über die Reichweite von Blogs...

... gibt es einen sehr schönen Comicstrip aus der Serie Pearls Before Swine von Stephen Pastis.

Pearls Before Swine ist verfügbar bei Comics.com und wird täglich aktualisiert.